Die europäische Gestütskultur erhalten!
Eine Reise zur Jahrestagung der ESSA – der Vereinigung der europäischen Staatsgestüte.
Die europäischen Staatsgestüte sind lebendige Kulturgüter. Sie stammen aus einer Zeit, in der das Pferd für den Transport, in der Landwirtschaft und im Militär ein unverzichtbarer Begleiter des Menschen war. Beeindruckende Anlagen mit prächtigen Gebäuden und Parks, aber auch wertvolle Kutschensammlungen und klassische Uniformen zeugen von der historischen Bedeutung der Zuchtstätten. Ganz ihrer Tradition verpflichtet, sind die meisten Gestüte heute moderne Kompetenzzentren rund um das Pferd.
Seit 2009 ist auch das Landgestüt Redefin Mitglied der European State Stud Association – abgekürzt ESSA. 34 Gestüte aus 16 Ländern gehören der Organisation an, darunter die vier deutschen Gestüte Dillenburg, Marbach, Neustadt/ Dosse und Redefin.
Neben den jährlichen Treffen, auf denen Erfahrungen ausgetauscht, gemeinsame Probleme beraten und Strategien für deren Lösung entwickelt werden, gehört die Lobbyarbeit auf nationaler und internationaler Ebene zu den wesentlichen Aufgaben der Organisation. Es gilt, der europäischen Gestütskultur in den EU-Gremien in Brüssel eine Stimme zu geben. Der Fortbestand der Gestüte soll gesichert, gefährdete Rassen, sowie das wertvolle materielle und immaterielle Erbe erhalten werden. Denn nicht nur das Pferd an sich, sondern auch das Wissen um seine Bedürfnisse, seine Ausbildung und seine Zucht ist von besonderer Bedeutung. In den staatlichen Gestüten werden über Jahrhunderte Traditionen gepflegt, Fähigkeiten und Berufe erhalten, die andernorts längst verschwunden sind.
In diesem Jahr folgten die Gestütsleiter der Einladung des Direktors Balazs Berci in das ungarische Staatsgestüt Bábolna.
Seit seiner Gründung im Jahre 1789 dient das weltberühmte Gestüt der Pferdezucht in Ungarn. Der im 19. Jahrhundert hier beheimatete Hengst „Shagya“ ist Urvater der Shagya-Araber, die heute weit über die ungarischen Grenzen hinaus verbreitet sind.
Zu den Sehenswürdigkeiten in Bábolna gehört der zum nationalen Kulturerbe zählende historische Gebäudekomplex mit den Ställen der Hauptbeschäler und Stuten, die wohl schönste Reithalle Ungarns im Innenhof des Gestüts, das Wagenmuseum, sowie das im ehemaligen Offiziers-Casino untergebrachte Pferdemuseum. Ein kurzer Spaziergang führt zum botanischen Garten, in dem neben den Sehenswürdigkeiten der Pflanzenwelt auch einheimische ungarische Haustiere zu finden sind.
Gästen, die für mehrere Tage bleiben und Reiten oder Fahren möchten, steht das Gasthaus Imperial mitten im historischen Gestütshof zur Verfügung.
Liebe Leserinnen und Leser, treten Sie ein in eine Zeitreise in die Vergangenheit, lassen Sie sich von dem Zauber der europäischen Staatsgestüte einfangen – die Tore stehen Ihnen offen!
Weitere Informationen erhalten sie unter www.europeanstatestuds.com und für Bábolna unter www.babolnamenes.hu .
Antje Kerber
Fotos (c) Sven Först